Politik

Reha-Branche massiv unter Druck

DEGEMED sieht Risiken für Einrichtungen und warnt vor Versorgungsengpässen

Die medizinische Reha-Branche steht in diesem Sommer unter massivem Druck. Die anhaltende Corona-Pandemie führt zu einem hohen Krankenstand bei den Beschäftigten in den mehr als 1.000 Einrichtungen in Deutschland. Die Kliniken haben es dadurch deutlich schwerer, die anspruchsvolle Regelversorgung und die häufig komplexen Behandlungsprogramme für die Patienten sicherzustellen. Gleichzeitig müssen die Einrichtungen die umfangreichen Maßnahmen aufrechterhalten, mit denen sie seit zwei Jahren Infektionsrisiken vermeiden.

Bis zur Jahresmitte haben die Kostenträger den Mehraufwand für diese Maßnahmen über Zuschläge finanziert. Seit einem Monat erhalten die Einrichtungen dafür aber keine Kompensation mehr. Sie halten dennoch an den Maßnahmen fest, um die Sicherheit für Patienten und Beschäftigte nicht aufs Spiel zu setzen und Ansteckungen und Corona-Ausbrüche zu verhindern. Die DEGEMED und die gesamte Branche appelliert daher an Politik und Kostenträger, die Einrichtungen nicht allein zu lassen und Zuschläge und Schutzschirme so schnell wie möglich zu reaktivieren. Der Infektionsschutz in Gesundheitseinrichtungen, also der Schutz vulnerabler Gruppen und der Arbeitsschutz des Gesundheitspersonals muss in einer Pandemie an erster Stelle stehen, um die Bevölkerung zu schützen. Eine Fortführung des pandemiebedingten Infektionsschutzes ist somit unumgänglich. Bevölkerungsschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die Kosten dürfen nicht einseitig den Gesundheitseinrichtungen aufgebürdet werden.

„Der Wegfall der Zuschläge ist durch nichts zu rechtfertigen.“ beurteilt DEGEMED-Geschäftsführer Christof Lawall die Lage in den Kliniken. „Dadurch werden die Einrichtungen wirtschaftlich zusätzlich enorm belastet. Die zwei Pandemiejahre haben in der gesamten Branche bereits deutliche Spuren hinterlassen. Die fehlenden Zuschläge verschlechtern die Lage der Kliniken deutlich, obwohl die Patientenzahlen wieder steigen. Gleichzeitig haben wir mit Post- und Long COVID ein neues Erkrankungsbild in der Reha, bei dem die Behandlung erheblich länger dauern kann und viel schwieriger ist.“

DEGEMED fordert eine Anpassung der Vergütungen an die reale Kostensituation

Die Reha-Branche leidet außerdem unter dem starken Anstieg der Energiekosten in den letzten Monaten. Die Kostenträger verhandeln die Vergütungen regelmäßig für ein Jahr. Sie gehen dabei von einer relativen Preisstabilität bei Sach- und Personalkosten aus und passen die Vergütungen regelmäßig nur geringfügig an.“ erläutert Lawall. „Aktuell haben wir aber eine Inflation von acht Prozent und bei den Gaspreisen teilweise eine Verfünffachung der Einkaufspreise für Klinikunternehmen. Diese Kostensteigerungen waren zu Jahresbeginn nicht einkalkuliert.“ Die DEGEMED fordert daher eine unterjährige Anpassung der Vergütungen an die reale Kostensituation. „Alternativ können die Kostenträger auch mit Zuschlägen helfen. Pauschale Zuschläge sind schnell und unbürokratisch.“ empfiehlt Lawall. „Wichtig ist aber vor allem, dass Politik und Kostenträger schnell und entschlossen handeln. Sonst drohen Versorgungsengpässe im kommenden Pandemieherbst!“ warnt Lawall.

Foto: AdobeStock/RAM

Die DEGEMED ist der Spitzenverband der medizinischen Rehabilitation. Sie setzt sich für die Interessen der stationären und ambulanten Rehabilitationseinrichtungen ein und ist offen für alle Betreibermodelle und Rechtsformen. Ihre Anliegen und Themen vertritt die DEGEMED gegenüber Politik, Leistungsträgern und Öffentlichkeit.

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